Sächsische Zeitung, Kamenzer Zeitung – Dem Sinatra ein Stück näher

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Interessante Vorstellung einer amerikanischen Legende des Show-Geschäftes in der Kulturmühle

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Robert Bowness aus den USA gehörte zu den Künstlern, die am Sonnabend in der Kulturmühle Bischheim allerlei Interessantes aus dem Leben des legendären Amerikaners Frank Sinatra zu spielen, singen und erzählen wussten. Foto: T. Börner

Es war kein Platz mehr frei, als Mühlenwirt Jens Reuter am Sonnabend ans Mikrofon der Bischheimer Kulturmühle trat. Kein Wunder, dieses hatte er mit Robert Bowness (keyb) und dem Detlef Heuke (voc) einem besonderen Leckerbissen kreiert. Ihr musikalisch-literarisches Programm „My way – ein Leben zwischen Abgrund und Überholspur“ stellte Sonnen- und Schattenseiten der Legende Frank Sinatra in den Mittelpunkt.

Als er geboren wurde war das Radio in den puritanischen Südstaaten noch Teufelswerk. Es war dem Sonntagskind des Jahrganges 1915 keineswegs in die Wiege gelegt worden, einmal in die höchsten Sphären des Showbiz einer Mediengesellschaft vorzudringen. Jens Reuter hatte sich mit der Biografie Sinatras auseinander gesetzt. Ausgerechnet mit jener, deren Veröffentlichung Sinatra mit gerichtlichen Mitteln unterbinden wollte, weil sie sich nicht nur an Glanz und Glamour seiner Erscheinung orientierte. Er unterlag mit diesem Unterfangen. Und es sollte noch schlimmer kommen. Ohne es zu wollen, hatte er genau damit dieses Buch auf Jahre zum Bestseller gemacht. So funktioniert Show-Business noch heute, im Guten wie im Bohlen.

Zeit nimmt dem Hass der Worte die Gewalt

Man spürte aber, dass die Gestalter des Abends dem Künstler Frank Sinatra gerecht werden wollten. Detlef Heuke hatte den gesanglichen Part übernommen und füllte seine Rolle beeindruckend aus. Immer dann wenn Jens Reuter als Erzähler Sinatras Lebensstationen literarisch ausleuchtete und dabei auch vor den glibberigen Seiten nichtnicht halt machte, genügte ein Evergreen in der leidenschaftlichen Interpretation Detlef Heukes – und man war versöhnt mit einem Frank Sinatra. Er wollte weit nach oben. Und er war nicht zimperlich in der Wahl seiner Mittel. Seine Kontakte reichten bis ins Weiße Haus und zu den Bossen der Mafia. Seine Kontakte zur Unterwelt waren der Presse nicht unbemerkt geblieben. Vielleicht stammt daraus sein Hass auf die schreibende Zunft. Jens Reuter wusste nette Anekdoten zu erzählen, denn die Zeit hat dem Hass seiner Worte die Gewalt genommen. Auch dem Trio der Programmgestalter ist dieser Spagat gelungen. Ein Zeitgenosse schrieb: „Frank Sinatra ist der faszinierendste Mann der Welt. Doch halten sie nie ihre Hand in seinen Käfig“.

Nach etwa 120 Minuten Programm ging man dennoch versöhnt aus der Kulturmühle fort, nachdem der lange Beifall und eine weitere Zugabe Heukes verklungen waren. Da war auch viel Nachdenklichkeit. Dieter Lange aus Hoyerswerda brachte es auf den Punkt. „Du wirst weit fahren müssen, um noch mal einen solchen Abend in dieser einmaligen Atmosphäre erleben zu können“. Wie SZ erfuhr, stehen für die nächste Zeit Gastspiele des Trios in Berlin an.

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