Sächsische Zeitung, Gemeinden Zünftig: Wandertheater in der Kulturmühle

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Von Heiko Schreiber

Hans-Sachs-Bühne aus Dresden mit zwei immer noch aktuellen Stücken des Nürnberger Schuhmachers und Meistersingers

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Die kleine Hans-Sachs-Bühne aus Dresden überzeugte in der Kulturmühle – auch Klaus Körner als depperter Ehemann. Foto: Karl Georg Mantel

Es hat sich in den zurückliegenden beiden Jahren unter kulturinteressierten Leuten aus nah und fern längst herumgesprochen: In der aufwendig sanierten Bischheimer Kulturmühle wird ansprechende Kleinkunst geboten. Die vom Kulturmühlenverein und den Betreibern Jens Reuter und Christian Schydlo organisierten Veranstaltungen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Am Freitagabend war nun „kleines Theater“ in der Mühle angesagt. Dazu hatte man mit der „Hans-Sachs-Bühne“ eine kleine Schauspielgruppe aus Dresden eingeladen.

Die sechs Laienschauspieler sind allesamt im gesetzten, mittleren Lebensalter. Die meisten von ihnen kennen sich schon seit den frühen siebziger Jahren. „Bis Ende der achtziger Jahre waren wir als Theaterensemble Dresden-West oder als Betriebsensemble der Deutschen Reichsbahn bekannt. Gespielt wurden damals unter großem technischen Aufwand vor allem Märchen für Kinder und Gegenwartsstücke, zum Beispiel von Rudi Strahl“, so Marina Jugel gegenüber SZ. Seit der Wiedervereinigung und dem Wegfall des großen Sponsors überstand das Laienensemble die schwierige Zeit Anfang der Neunziger. 1992 gab man sich nun als Verein „Hans-Sachs-Bühne“ eine völlig neue Stilrichtung. Die elf Darsteller spielen seitdem als Wandertheater ohne feste Spielstätte bei Volksfesten Firmenjubiläen, Theaterprojekten, vornehmlich humorvoll zeitkritisches Volkstheater.

Ein fahrender Schüler und ein heißes Eisen

Und wie man bei den zwei Stücken am Freitagabend an der Reaktion des Publikums entnehmen konnte, auch mit viel Erfolg. Hans Sachs, Nürnberger Schuhmachermeister, Meistersinger und Dichter lustiger Schwänke und Fastnachtsspiele des 15./16. Jahrhunderts erreicht auch heute noch das Publikum. Als erstes war da die Geschichte des „fahrenden Schülers im Paradies“ zu erleben. Dieser, gespielt von Manfred Zwiersch, bittet eine Bäuerin (Christa Friedrich) um Almosen. Er bemerkt ihre Dummheit und erzählt, dass er ihren verstorbenen Mann darbend und frierend im Paradies begegnet sei. Die einfältige Alte gibt ihm daraufhin Kleidung und Geld für den Verstorbenen mit, worauf sich der gewitzte Schüler mit der Beute davon machte. Als der Bauer (Klaus Körner) von dem Betrug erfährt, reitet er dem Burschen eilig nach und wird auch noch um sein Pferd gebracht.

Der zweite Teil wurde von Manfred Zwiersch mit dem deftigen Lied „Der Tod von Basel“ eingeleitet. Im Stück „Das heiße Eisen“ geht es um das alte Thema von Liebe und Betrug. Eine Frau beschuldigt ihren Mann der Untreue. Zum Beweis seiner Unschuld soll er nach altem Brauch ein glühendes Eisen in die Hand nehmen. Durch eine List übersteht er diese Prüfung und fordert nun das gleiche von seinem Weib. Aus Angst gesteht die junge Frau daraufhin sieben eheliche Verfehlungen und verbrennt sich die Hände am Ende doch. Der Applaus, laute Lacher und Kopfnicken des Publikums bewiesen, dass dieses amüsante Thema auch heute noch aktuell ist. In deftig-bildhafter Aussprache, getragen mit bewusst übertriebener Komik in Gestik und Mimik wurden diese zwei Kurzstücke bestens angenommen. Werner Fuchs, ein alter Haudegen des Laienspiels: „Das sind gestandene Amateurschauspieler, die ihr Handwerk durchaus verstehen.“ Edeltraud Bachmann aus Königsbrück und Ralf Schykowski aus Dresden bezeichneten den Abend, als gelungene, humoristische Bereicherung.

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